31.03.2016

Truss Academy 2016: Interview mit Dr.-Ing. Jan Keppler

Truss Academy 2016: Interview mit Dr.-Ing. Jan Keppler

Die Truss Academy des Traversen-Herstellers Global Truss geht bereits in ihr drittes Jahr – mit neuen Seminaren, dem Truss Tool 3.0 im Gepäck sowie auch weiterhin hochmotivierten Dozenten. Einer dieser Experten ist Dr.-Ing. Jan Keppler vom Büro für Tragwerksplanung und Ingenieurbau Felde+Keppler.

 
>> Die Truss Academy geht 2016 in ihr drittes Jahr. Wie kam die Zusammenarbeit mit B&K Braun, Global Truss und der Truss Academy 2014 zustande?
Jan Keppler: "Im Zuge der Übernahme der Traversen-Sparte von CAMCO durch B&K Braun bzw. Global Truss im Jahr 2009 entstand der direkte Kontakt zwischen B&K Braun und mir. In den darauf folgenden Jahren hat sich daraus dann eine sehr gute Zusammenarbeit entwickelt, die schließlich zu meiner Arbeit als Dozent bei der Truss Academy geführt hat."

>> Gutes Stichwort. Wie schaut die Lage im deutschsprachigen Raum aus? Gibt es Ihrer Meinung nach ein ausreichend vielfältiges, professionelles Angebot an Statik- und Trussing-Bildungsangeboten in Deutschland?
Jan Keppler: "Ja und Nein. In diesem Bereich ist weniger die reine Anzahl an Seminaren entscheidend, sondern wie diese Kurse und Seminare durch die Firmen und Dozenten mit Leben gefüllt werden. Neben der fachlichen Qualität sollte man zudem stets darauf achten, wie hoch der Praxisbezug für die jeweiligen Teilnehmer ist. Da derartige Seminare in der Regel auf einen oder wenige Tage beschränkt sind, kann man nicht erwarten, eine umfassende Lehre über das komplexe Thema Statik zu erhalten. In solch einem Umfeld können daher immer nur Teilaspekte vermittelt werden – auch, da man das Thema Statik ziemlich breit auffächern kann.
Wir haben uns daher in Absprache mit allen Beteiligten entschieden, die Truss Academy-Seminare jeweils auf ein spezielles Grundthema auszurichten, um die vorhandene Zeit möglichst zielgerichtet nutzen zu können. Das allumfassende Seminar, im Anschluss dessen man alles weiß, was hinsichtlich Traversen und Statik in der Veranstaltungstechnik beachtet werden muss, gibt es meiner Ansicht nach sowieso nicht – selbst ein Studium oder die Ausbildung zum Meister der Veranstaltungstechnik kann hier nicht alles in voller Tiefe erfassen."

>> Welche Auswirkungen hat die Einführung von Eurocode 9 auf Ihre Kurse in der Truss Academy sowie auf den Umgang mit Traversenlagern in der Praxis?
Jan Keppler: "Zunächst: Die Bauweise von Traversen hat sich durch den Eurocode nicht verändert. Eine nach Eurocode zertifizierte Traverse ist nicht von einer nach der alten DIN 4113 zertifizierten Traverse zu unterscheiden. Der Eurocode wurde auch nicht eingeführt, weil die alte DIN 4113 Aluminiumkonstruktionen zu günstig oder ungünstig bewertet hat, sondern weil alle Normen zur Zeit konsequent europaweit vereinheitlicht werden.
Die Grundsätze zum Umgang mit Traversen sowie die statischen Hintergründe zur Beurteilung der Tragfähighkeit, die wir in der Truss Academy vermitteln, haben sich daher auch nicht verändert. Nur wenn man ins statische Detail geht, treten Unterschiede auf – aber dafür reicht in der Regel die Zeit nicht und diese Details sind für den Anwender nur bedingt praxisrelevant. Eine Ausnahme bildet das Thema “Sicherheitskonzept mit Teilsicherheitsbeiwerten”. Im Vergleich zur DIN 4113 bleibt hier zwar das resultierende Sicherheitsniveau unverändert. Jedoch werden die Sicherheitsfaktoren anders aufgeteilt und es kann somit zu Verwirrung beim Vergleichen von Kennwerten kommen."